Die Gute Nachricht Bibel ist definitiv ein gutes Buch.

Nur sollte man wissen, wo ihre Fehler stecken.

 

 

Wie kommt man am schnellsten in die Hölle?

Die Gute Nachricht Bibel (im folgenden mit GNB bezeichnet) ist sich sicher: wer zu seinem Bruder sagt: geh zur Hölle. So übersetzen sie Mt 5,22c.

 

Doch im Original steht da nichts von Wünschen. Das Original lautet auf deutsch (nach der Elberfelder Übersetzung):  Ich aber sage euch, dass [...] wer aber sagt: Du Narr[13]!, der Hölle des Feuers verfallen sein wird.

 

Wie wir sehen: das Original ist viel weiter gefasst.

Deswegen finde ich es unverantwortlich, dass die GNB-Übersetzung die Passage inhaltlich verengt und auf einen Ausspruch reduziert. Nach meiner Erfahrung neigen viele Menschen (auch Christen) dazu, andere zu beschimpfen. Die GNB-Übersetzung tut so, als könnten erstere sorgenfrei bleiben an dieser Stelle.

 

Wie entscheide ich, was im Urtext steht?

Ich persönlich geh nach der sogenannten Interlinear-Übersetzung auf biblehub.com. Dort wird jedes griechische bzw. hebräische Wort einem deutschen - ähhm ich meine einem englischen - zugeordnet. Wenn man ganz sichergehen möchte... dann klickt man auf ebendieses griechische oder hebräische Wort und dann erscheint eine Liste mit Textstellen, in denen das schon mal vorkam. Was auch helfen kann: der Genus, Kasus und Numerus eines Wortes wird angegeben mit Kürzeln. So weiß man, was sich auf was bezieht. Hier als Beispiel der Vers von oben.

Ist der Embryo ein Mensch?

Die GNB impliziert: wenn der Embryo stirbt, ist halt nix weiter passiert.

So übersetzen sie Exodus 21,22. Eine Frau habe eine Fehlgeburt. Es sei nichts weiter passiert, impliziert die GNB im selben Vers und auch einen Vers weiter.

Doch im Urtext steht da nichts von Fehlgeburt. Die GNB hat das hergenommen und an die Stelle gesetzt von "wenn sie früh eine Geburt hat".

Wenn in diesem Fall und auch nur dann nichts weiter passiert sei als nur das... ja dann winkt der Bibelschreiber ab. Dann.

 

Jedoch weiß jedes Kind, dass wenn die Leibesfrucht rauskommt, sie nicht unbedingt tot sein muss, sondern oftmals lebt! Auch in Fällen einer (zu) frühen Geburt.

 

Falsche Freundlichkeit.

Angeblich meinte Gott zu Laban, er solle "nicht anders als freundlich" mit Jakob reden. So GNB Genesis 31,24.

Im Urtext (hier nach Elberfelder widergegeben) steht jedoch "weder freundlich noch unfreundlich".

Aus meiner Sicht war Labans Besuch bei Jakob eh nicht nett - sagt er selbst (Vers 29): Gott habe ihn eindringlich darauf hingewiesen, dass er nicht übel mit ihm verfahren soll.

Essen, trinken, heiraten - ist das so schlimm?

Es wird so sein wie in den Tagen Noahs - siehe Lukas 17,27. Außer essen, trinken und heiraten berichtet die GNB an dieser Stelle nichts, was da noch so vorgefallen war. Es musste doch etwas gegeben haben, das Gott so erzürnte, dass die Sintflut kam.

Was die GNB unter den Tisch fallen lässt: es wurden Leute verheiratet, so steht es zumindest im Urtext im selben Vers. Zwangsverheiratung ist Gewalt und eine Menschenrechtsverletzung. Gut möglich, dass Jesus genau das im Auge hatte als Grund für die Sintflut... und es im Satz so unterbringt, als wäre es ganz normal. Wars ja auch in den Tagen Noahs. Für die GNB noch heute?

Konnten die Israeliten vernünftig Musik machen?

 

Die Israeliten aus Amos 6 haben versagt. Bezog sich das auch auf den musikalischen Bereich? Ja, sagt die GNB in Vers 5. Selbst die ehrenwerte Elberfelder Übersetzung bejaht dieses. Nur Schlachter sagt zu dieser Interpretation nein nach meiner Lesart.

Die interlineare Übersetzung ist deutlich: sie machten in der Tat Lieder wie David. Wenn man auf das hebräische Wort für "singen" klickt, kommt m.E. ein neutraler Begriff für das Erstellen von Lyrik. Außerdem kann man das Komma in diesem Vers einfach weglassen aus meiner Sicht, da die Hebräer zur Zeit der Abfassung der Texte keine Kommas benutzt haben, wie die Jewish Encyclopedia ausführt. Und schon erkennt man: sie waren vorzügliche Musiker und auch Instrumentenbauer. Von Instrumentenbau liest man bei GNB jedoch nichts an dieser Stelle.

Das Familienticket in den Himmel

Wenn eine Frau Kinder hat, dann kommt sie in den Himmel, sofern die Kinder gläubig bleiben, liebend und heilig. So steht es in 1. Timotheus 2,15. Meine Interpretation: gläubige Kinder können anscheinend so ein Gruppenticket lösen. GNB tauscht dagegen die Personalpronomen einmal aus und tut so, als spräche die Bibel im Singular. So heißt es auf einmal, die Mutter selbst - und nicht die Kinder wie im Original - müsse gläubig sein und liebend und heilig, damit die Mutter mitkommt in den Himmel.

So wie ich das verstanden hab: gerettet wird man allein durch Glauben, nicht durch Taten. Doch die GNB sieht das anscheinend anders bei Müttern. Die müssen wohl noch einiges draufpacken zu ihrem Glauben, damit sie gerettet werden gemäß GNB.

 

Die Elberfelder übersetzt, als würde die Mama lediglich das Kinderkriegen überstehen, wenn ihre Kinder heilig genug leben.

Das Wort für Errettung im Urtext, das da steht, ist jedoch dasselbe, das auch sonst immer steht für Errettung, siehe Strong's Greek: 4982. σώζω (sózó) -- to save (biblehub.com)

War das jetzt Gott oder Satan?

GNB (und auch Elberfelder und Schlachter) tun so, als täten Gott und Satan bei einer Gelegenheit dasselbe: David wird aufgereizt die Soldaten zählen zu lassen. In 2.Samuel 24,1 ist Gott der, der dazu aufreizt, und in 1. Chronik 21,1 ist dies eben Satan. Machen die beiden Akteure einfach haargenau dasselbe? Das riecht für mich doch nach Widerspruch.

 

Da ist aber keiner, meiner Ansicht nach. Hierzu genügt es m.E. wieder, die interlineare Version des Verses zu befragen.

Hier wird aus meiner Sicht deutlich, dass es im Buch Samuel lediglich darum geht zu sagen, dass die Soldaten gezählen werden sollen. Nach meiner Interpretation soll David seinen Heerführer anweisen, das zu tun. Das macht er ja auch einen Vers später. Im Buch der Chronik hingegen geht es schlicht darum, zur Tat zu schreiten und die Soldaten tatsächlich zu zählen.

 

 

Hat David seinem Feind Schimi verziehen?

Die GNB sagt ja und zwar in einer hinzugefügten Überschrift. Derjenigen über 2.Samuel 19 Vers 16.

Von Verzeihen steht im ganzen Text nichts.

Elberfelder etwas kühler: David begnadige Schimi. So zumindest die Überschrift über Vers 17.

Fakt ist, David tötet Schimi nicht, aber das kann aus taktischen Erwägungen passiert sein. Immerhin: Schimi war mit tausend Mann angereist (siehe Vers 18).

Außerdem äußert David als letzten Wunsch, dass Salomo endlich Schimi töten möge (siehe 1. Könige 2,9). Wie kann man da von Verzeihen sprechen?

GNB schleust noch in den Text ein, Schimi habe Reue empfunden in 1.Könige 2 Vers 8. Doch auch von Reue lesen wir im Urtext nichts.

 

Selig sind die Armen im Geist!

... so überstzt die Elberfelder Überstzung für Mt 5,3a. Weiß natürlich keiner, was damit gemint ist.

Die GNB schreibt "Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten."

Nun muss man aus meiner Sicht einmal in die Trickkiste greifen, um dem Urtext auf den Grund zu gehen - ohne dabei gleich griechischer Altphilologe sein zu müssen.

Für "im Geiste" stehen im Urtext gleich zwei Wörter. Und zwar τῷ πνεύματι. Nur - es gibt auf Biblehub.com keine Suchfunktion für gleichzeitig zwei Wörter.

Ich schlage vor: Man gibt das zweite ein.... und schaut sich alle Textstellen an, bei denen es in Verbindung mit dem ersten steht.

 

Diese Wortkombination m.E. folgendes: sie sind geisterfüllt, wärend sie sich in der geschilderten Situation befinden. Also sie auf den Vers bezogen: sind buchstäblich materiell arm - und dieses auch noch geisterfüllt.

Genauso wie Jesus geisterfüllt buchstäblich wusste, was die anderen denken (siehe Mk 2,8), denn da kommt auch diese Wortkombination.

Oder genauso, wie David geisterfüllt buchstäblich etwas Tolles sagte (siehe Mk 12,36).

Oder genauso, wie Simeon geisterfüllt buchstäblich in den Tempel kam, siehe Lukas 2,27.

 

Geisterfüllt arm sein kann m.E. bedeuten, dass man Gott für die Vorteile dankt, die die Abwesenheit irdischen Geldes hat: das heißt, keine falschen Freunde zu haben und gegebenenfalls Termine absagen zu können, die was kosten.

 

Der Gemeindechef und seine Ehe

Die GNB sagt, der Gemeindeleiter " darf nur einmal verheiratet" sein. In Zusammenhang mit den Worten "darf" und "nur" kommt die Passage so rüber, als würde eine Obergrenze festgelegt, die auch gerne unterschritten werden dürfe. Der Urtext (1. Timotheus 3,2) hingegen schreibt für solche Leute die "Ehe mit einer Frau" vor. Nicht mehr - aber auch nicht weniger.

Schöpfung - 7 Tage?

"[...] an dem Tag, als Gott Himmel und Erde machte" heißt der Originaltext aus Genesis 2,4. Aber die Erde entstand doch an 7 Tagen, oder nicht? Die GNB lässt "Tag" einfach weg im Vers Genesis 2,4. Aus meiner Sicht entstand an jenem Tag aber bereits die zweite Generation der Erde. Es war M.E. gleichzeitig auch der sechste Tag der ursprünglichen Schöpfung, als der Mensch in Sünde fiel und Gott auf einmal entschied, die Erde soll anders sein. Denn eine Erde mit verfluchtem Erdboden (siehe Genesis 3,17) ist einfach eine andere. Die zweite Generation von Erde sozusagen. Den Begriff "Generation" - im Originaltext noch im selben Vers vorhanden - lässt GNB allerdings weg. 

Einschrumpfende Geschlechtsorgane

Die GNB sagt, dass bei den Frauen aus Numeri 5,22 "die Geschlechtsorgane einschrumpfen". Es geht meiner Meinung nach im Urtext vielmehr um die Hüfte der Frau. Denn die sackt m.E. ab (ähnlich Elberfelder). Ein Blick auf das verwendete hebräische Wort: Es steht niemals für weibliche Geschlechtsorgane (bei 34 Treffern). Für die weiblichen Geschlechtsorgane hat das hebräische ein anderes Wort. Hätte also der Bibelschreiber mit Hüfte die Geschlechtsorgane der Frau gemeint, dann wäre das mindestens missverständlich gewesen und das halte ich für abwegig.

Aus meiner Sicht geht es in der Passage einfach um optisch relevante körperliche Merkmale. Hüfte als figurrelevante Partie ganz ähnlich wie in Hoheslied 7,2 - auch da steht das Wort.


Johannes 21,16 und 17: GNB übersetzt für Jesus' Frage an Petrus 3 mal "liebst du mich?".

Das war doch dramatisch, dass Jesus zwei mal hintereinander "liebst du mich" fragt.... aber dann beim dritten Mal nur noch "hast du mich lieb?". Die Dramatik kommt bei GNB nicht raus.

Es klingt viel beiläufiger in der GNB, finde ich.

Wo war Adam?

 

Eva wurde verführt von der Schlange. Sie hatten ein Gespräch. Die GNB verschweigt, wo Adam abhing. Doch die Bibel sagt, Adam war bei ihr... just im selben Moment. Ganz theoretisch hätte er ein Wort sagen können und die Sache richtig stellen können. Ein Unterschied.


Petrus wird "Fels" genannt in Johannes 1,42 GNB.

Doch Fels war ein anderes Wort im Griechischen, ich denk, es ist hilfreich zu differenzieren. Elberfelder schlägt "Stein" vor.

Die Sanftmütigen

Selig sind die Sanftmütigen. Matthäus 5,5. "alle die unterdrückt sind und auf Gewalt verzichten" schreibt demgegenüber GNB. Doch Jesus ist kein Pazifist. Schließlich ruft er die Israeliten oft zu den Waffen um sich zu verteidigen.

Sanftmütig ist - zugegeben - ein doofer Begriff, nicht von heute das Wort. Man hätte schreiben können,  "friedliche Typen" oder so.

Konversation mit Dummköpfen

Sprüche 26,4 und 5. Die GNB sagt, dass man dem Dummen lediglich eine einzige Antwort geben solle, und zwar eine, "die er verdiene". Was das auch immer sein soll. Im Urtext soll man m.E. dem Dummen gleich zwei Mal antworten: eimal nach seiner Art, und einmal nicht nach seiner Art. Siehe Elberfelder.

Wie reich war der reiche Mann?

... ich meine den aus Mt 18,24?

GNB spricht von einem Millionenbetrag, den der reiche Mann dem König schuldete. Original steht "10.000 Talente" - das wäre heute ein dreistelliger Millionenbetrag gewesen. Einstellig, zweistellig oder dreistellig - für meine Begriffe ist das Thema Geld zu wichtig, als dass man die Größenordnung vereinfacht. Ein Talent war m.W. 19,5 kg. Ein Kilo Siber kostet heute (Stand 10/2024) 1034€. Es ergibt sich für 10.000 Talente 10000 x 19,5kg x 1034€/kg  = 201.630.000 €